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wiesflecker-architekten zt gmbh
müllerstraße 10, 6020 innsbruck
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einen anderen ausgangspunkt für farbe setzt der künstler peter sandbichler am sparkassenplatz, genauer im durchgang zwischen platz und zentraler maria-theresien-straße, welcher nicht vergrößert werden durfte. sandbichler wählt die exakten zeiten des sonnenstandes auf 47,16 nord, der geographischen lage innsbrucks, als konzeptuelle grundlage für die bespielung einer durch die gesamte länge laufenden lichtwand. hinter satiniertem glas werden auf einem schwarzen raster 960 kreisförmige lichtflächen mit einem durchmesser von je zwanzig zentimeter mit zwei unterschiedlichen farben so angesteuert, dass eine farbe jeweils den nachtanteil und eine farbe jeweils den taganteil des kalenderdatums visualisiert. das verhältnis zweier farben erlaubt eine vielzahl von kombinationen. mit den jahreszeiten wechseln die farben der lichtpunkte, von denen jeder in acht farben elektronisch angesteuert werden kann. so entstehen immer neue kompositionen eines kaleidoskops, das einen alltäglichen prozess attraktiv kommuniziert.
der sparkassenplatz selbst ist von gebäuden im ausschließlichen besitz der tiroler sparkasse gesäumt. kleinere teile aller nutzflächen sind an verschiedene kaufleute mit läden und büros vermietet. den löwenanteil der flächen nutzt die sparkasse und ihre tochterfirmen selbst als büros und kundenzentren. im haus sparkassenplatz 1 begann 1994 die räumliche umstrukturierung. johannes wiesflecker gewann den wettbewerb für die kundenhalle der damals neuen anforderung einer „dialogbank“. stephan bstieler, projektleiter des bauherrn, spricht von einer großen umstellung für die bankmitarbeiter hin zu einem offenen, markthallenähnlichen konzept, weg von schweren barrieren durch tresen und sicherheitseinrichtungen. für den bauherrn ging es um die erhöhung der betrieblichen flexibilität und um die optimierung seiner betriebsflächen, ein viertel wurde eingespart. 2001 erwarb die sparkasse das letzte gebäude am platz in fremdbesitz. die notwendige sanierung der tiefgarage löste die jetzigen bauaktivitäten aus. in den kommenden jahren soll die vierte platzwand, neuerlich durch wiesflecker, umgeplant werden. es ist beeindruckend, wie flexibel und rigide zugleich der architekt eine hand voll formaler entscheidungen fortführt.
mit fertigstellung ende 2005 wurden die altbauteile hin zur maria-theresienstaße saniert, dahinter der neubau sparkassenplatz 5 mit rund 2.700 m2 nutzfläche für 110 mitarbeiter errichtet. die sparkasse bündelt hier im sogenannten finanzzentrum alle dienstleistungen und angebote der immobilienfinanzierung und des wohnens.
der neubau hatte nur über ein drittel aller fassaden belichtungsmöglichkeiten. daraus resultiert ein komplexes inneres raumgefüge, konsequent als harte schale in sichtbeton, mit bauteilgekühlten und vorgespannten decken. dadurch wurde ein geschoss und flexibilität in der nutzung der büros gewonnen. die bürogeschosse sind im prinzip alle zweihüftig offen, weitgehend stützenlos, mit einem zentralen kommunikationstisch gestaltet, der die platzrigole zitiert und mit temporären arbeitsplätzen dient. mit hellem ahornholz, etwas alu und textilmembranen zur bildung von besprechungsräumen bleiben die materialien äußert reduziert. der wahlweise zusätzliche einsatz von glaswänden zur bildung von gruppenbüros blieb jeder einheit freigestellt. die obergeschosse orientieren sich zur nordkette und zum platz. die unteren geschosse erhalten durch einen gebäudehohen lichthof zusätzlich tageslicht.
und dann noch das erdgeschoß, ganz dem sparkassenplatz zugeordnet. der platz fließt in einen großzügigen offenen galerieraum namens wohnquadrat. die sparkasse präsentiert hier bilder und pläne von wohnungen, die jeweils am innsbrucker markt zu haben sind. auch die lichtstelen finden sich in unterschiedlich hohen beleuchtungskörpern wieder. kunstähnliche projektpräsentationen runden die noble aura ab.
umgekehrt greifen aktivitäten des finanzzentrums und der sparkasse auf den platz über, jüngst zum beispiel ein eisstockschießen für kunden. das weiterdenken in die platz-benutzung und –bespielung ist für innsbruck ein neuer ansatz der gestalter und des bauherrn, der die gute kooperation mit der stadtverwaltung lobt. zweifellos ist das engagement des privatunternehmens sparkasse für den öffentlichen raum auf hohem gestalterischen niveau bemerkenswert, trotz adressbildung und marketingzwecken. die zukunft wird zeigen, wie die innsbrucker stadtbenutzer, denen sich johannes wiesflecker verantwortlich fühlt, den neuen öffentlichen raum souverän in besitz nehmen werden.

text: monika gentner